Dabei spielt der Kampf zwischen den treuen Christen (meist männlich) und
der hinterlistigen Hexe, die versucht, in der Gestalt
einer hilflosen Frau auf den Rücken des Protagonisten zu springen, um
ihn dann zu Tode zu reiten oder ihn mit Hilfe
von Illusionen vom Glauben abzubringen, die zentrale Rolle in den Sagen über die Baba Jaga.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Baba_Jaga
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Baba_Jaga
Baba Jaga
„Geh zu meiner Schwester und lass Dir von ihr Nadel und Faden geben, damit ich Dir ein neues Kleid nähen kann.“ Ihre Schwester aber war Baba Jaga, eine böse Hexe. Das Mädchen hatte Angst vor ihrer Stiefmutter und traute sich nicht zu widersprechen. Voller Angst ging sie aus dem Haus. Auf dem Weg zu Baba Jaga kam sie beim Haus ihrer Tante, der Schwester ihres Vaters, vorbei. Die stand in ihrem Garten und schaute sie freundlich an.
„Sei gegrüßt, liebste Tante.“
„Hallo Mädchen, wohin gehst Du denn so betrübt?“
„Meine Stiefmutter hat mich zu ihrer Schwester geschickt, um Nadel und Faden zu holen. Und Du weißt doch, ihre Schwester ist die böse Hexe Baba Jaga.“
„Da hast Du gut getan, dass Du vorher bei mir vorbei gekommen bist“ sprach da die Tante. „Warte hier.“ Sie ging ins Haus und kam mit einem Band, einem Brot, einem Krug Öl und einem Stück Fleisch zurück. „Nimm diese Sachen. Dich wird eine Birke mit ihren Ästen schlagen, um Dich beim Gehen zu stören. Mit dem Band binde die Äste zusammen. Ein Tor wird quietschen und Dich nicht durchlassen, öle die Türangel. Hunde werden Dich beißen wollen, gib ihnen vorher das Brot und eine Katze wird Dich kratzen wollen, so gib ihr vor ihrer Tat das Fleisch.“
Das Mädchen ging in den Wald und kam an eine Hütte, die auf riesigen Beinen stand, die wie die von einem Huhn aussahen. In der Hütte saß Baba Jaga mit ihren knochigen Beinen und webte. Die Tür stand offen und das Mädchen trat ein.
“Seid gegrüßt, Baba Jaga.“
„Was willst Du Mädchen?“
„Meine Stiefmutter, Deine Schwester, schickt mich. Ich soll bei Dir für sie Nadel und Faden holen, damit sie mir ein Kleid nähen kann.“
„Du wirst beides erhalten. Aber während ich die Sachen hole, musst Du hier weiter für mich weben.“ Da setzte sich das Mädchen und webte. Baba Jaga ging in den Nachbarraum der Hütte, wo sich ihre Magd befand und sagte zu ihr: „Ich gehe jetzt ins Bett. Heize den Ofen und wasche das Mädchen, das im anderen Zimmer für mich webt. Wenn ich aufwache, will ich es braten und essen.“ Da Baba Jaga die Tür nicht richtig geschlossen hatte, hatte das Mädchen gehört, was diese zu ihrer Magd gesagt hatte. Sie bekam furchtbare Angst. Als Baba Jaga im Bett war, ging sie zur Magd und bat sie: „Hab erbarmen mit mir! Mach kein Feuer im Ofen!“ Sie reichte ihr ein kostbares Tuch, das sie einst von ihrer Mutter bekommen hatte und schaute sie flehentlich an.
Da erwachte Baba Jaga. Eilig lief das Mädchen zurück zum Webstuhl und begann wieder emsig zu weben. Da fragte die Hexe durch die geschlossene Türe.
„Webst Du auch schön, Mädchen?“
„Ich webe noch“ antwortete das Mädchen laut und sprach dann leise zu einem Kater, der durch die Stube lief. „Katerchen, weißt Du, wie man von hier fliehen kann?“ Sie erinnerte sich an die Worte ihrer Tante und gab ihm das Stück Fleisch, das sie von ihr bekommen hatte. Der Kater aß es und antwortete ihr: „Hör zu. Auf dem Tisch dort drüben liegt ein Handtuch und ein Kamm. Nimm beide und lauf, so schnell Du kannst. Baba Jaga wird schnell merken, wenn Du aus ihrer Hütte läufst und Dich verfolgen. Sie kann rennen wie der Wind. Sobald sie dich fast einholt, wirf den Kamm hinter Dir auf die Erde. Sofort wird, wo er den Boden berührt, ein dichter Wald wachsen. So lange sich Baba Jaga durch den Wald kämpfen muss, renne weiter. Wenn Sie Dich wieder einholt, wirf das Handtuch hinter Dich. Sofort wird dort, wo es den Boden berührt, ein Fluss entstehen.“
„Ich danke Dir vielmals, Katerchen“ sprach das Mädchen. Sie nahm den Kamm und das Handtuch und rannte aus der Hütte. Da kamen um die Hütte zwei Hunde gerannt und wollten sie beißen und in Stücke reißen. Das Mädchen warf das Brot zu ihnen und sie schnappten danach und ließen sie in Ruhe. Sie rannte weiter und kam an ein Tor. Quietschend sprang es auf und zu und war nie lange genug offen, dass jemand hindurch eilen konnte. Das Mädchen goss ihr Öl auf seine Angeln, da blieb es offen stehen und ließ sie durch. Da kam sie an eine Birke, die sie mit ihren Ästen aufhalten wollte, doch sie band die Äste mit dem Band zurück und so ließ auch die Birke sie weiter laufen.
Inzwischen hatte sich der Kater an den Webstuhl gesetzt und die Arbeit des Mädchens fortgeführt. Zumindest tat er so, als ob er weben würde und klapperte fleißig mit dem Webstuhl. Da erwachte Baba Jaga erneut und fragte:
„Webst Du auch schön, Mädchen?“
„Ich webe noch“ antwortete der Kater. Doch die Hexe merkte an der Stimme, dass etwas nicht stimmte und stürzte ins Zimmer. Da sah sie, dass nun der Kater und nicht mehr das Mädchen am Webstuhl saß. Da schimpfte Baba Jaga den Kater:
„Du Betrüger ! Du Verräter ! Warum hilfst Du dem Mädchen? Warum hast Du sie nicht aufgehalten? Warum hast Du ihr das Gesicht nicht zerkratzt?“ Da sprach der Kater: „Ich diene Dir schon viele Jahre, doch niemals erhielt ich von Dir auch nur einen Knochen! Aber das Mädchen hat mir sofort ein gutes Stück Fleisch geschenkt!“
Da öffnete Baba Jaga die Tür, rannte hinaus und sah ihre beiden Hunde das Brot essen. Wütend sagte sie zu ihnen: „Warum habt Ihr das Mädchen nicht in Stücke gerissen? Warum habt Ihr sie laufen lassen?“ Da meinten die Hunde: „Wir stehen in Deinen Diensten schon viele Jahre, doch niemals erhielten wir von Dir auch nur eine alte Brotrinde! Aber das Mädchen hat uns sofort ein ganzes frisches Brot geschenkt!“
Da lief Baba Jaga zum Tor und rief ihm zu „Warum bliebst Du nicht geschlossen? Warum hast Du das Mädchen durch gelassen?“ Da seufzte das Tor: „Ich bin Dir zu Diensten schon viele Jahre und quietschte bereits jämmerlich. Doch niemals hast Du auch nur Wasser auf meine Angeln gegossen. Das Mädchen hat mich mit Öl geschmiert!“
Da rannte Baba Jaga durch das Tor und kam an der Birke vorbei. Sie sprach zu ihr: „Warum hast Du das Mädchen mit Deinen Ästen nicht aufgehalten? Warum hast Du ihr nicht in die Augen gestochen ?“ Der Baum antwortete: „ Ich diene Dir schon viele Jahre. Du hast mich nicht einmal mit einem Faden zusammen gebunden. Das Mädchen hat mir ein schönes Band geschenkt!“
Da sah Baba Jaga die Magd und schimpfte sie: „Du dumme Göre! Warum hast Du sie nicht aufgehalten?“ Die Magd antwortete: „So viele Jahre diene ich Dir. Doch nie warst Du freundlich zu mir. Das Mädchen aber hat mir ein feines Tuch geschenkt und war sehr höflich und nett.“
Baba Jaga sprang in ihren großen Zauberbottich, der dicht über den Boden fliegen konnte und nahm mit diesem die Verfolgung des Mädchens auf. Mit einem Stößel beschleunigte sie, mit einem Besen verwischte sie ihre Spur und die Erde bebte, überall wo sie vorbei kam.
Das Mädchen rannte derweil, so schnell es konnte. Bald spürte es, wie die Erde zitterte und Baba Jaga in ihrem fliegenden Bottich näher kam. Da nahm sie den Kamm aus dem Hexenhaus und warf ihn hinter sich auf den Boden. Dort wuchs augenblicklich ein dichter und hoher Wald mit tief im Erdreich verwurzelten Bäumen. Über diesen konnte Baba Jaga nicht hinüber und stieß bei ihrer Verfolgung gegen die Bäume. Da biss die böse Hexe in die dicken Zweige und knickte sie um, bis sie so durch den Wald hindurch gelangte und nahm die Verfolgung des Mädchens wieder auf. Eine Weile später spürte das Mädchen wieder das Zittern des Bodens hinter ihr, da ihr die Hexe erneut näher und näher kam. Da warf das Mädchen das Handtuch aus dem Hexenhaus und warf es hinter sich über die Schulter auf den Boden. Sofort entstand dort ein breiter Fluss. Schon einen Moment später kam Baba Jaga ans Ufer, ärgerte sich und knirschte mit ihren Zähnen. Über das Wasser konnte sie mit ihrem Zauberbottich nicht hinüber. Sie ging fort, kehrte mit einer Herde Rinder zurück und befahl ihnen, den Fluss leer zu trinken. Sie tranken und tranken, doch das Wasser wurde nicht weniger. Da legte sich die Hexe selbst mit ans Ufer und begann zu trinken. Sie trank und trank und trank, wurde dicker und dicker – und platzte.
Spät am Abend desselben Tages kehrte der Vater des Mädchens von seiner Reise zurück und fragte seine Frau, die böse Stiefmutter: „Wo ist meine Tochter?“ „Sie ist zu ihrer Tante gegangen, Nadel und Faden zu holen. Sie ist wohl irgendwo aufgehalten worden.“ Der Vater machte sich Sorgen, da seine Tochter sonst nie so lange aus blieb und wollte schon seine Tochter suchen gehen. Da ging die Tür auf und vom Laufen völlig außer Atem kam das Mädchen herein.
“Wo bist Du gewesen?“ fragte sie der Vater. „Oh Vater. Die Stiefmutter hat mich zu ihrer Schwester geschickt, doch die war die böse Hexe Baba Jaga! Wäre ich ihr nicht entkommen, hätte sie mich mit Haut und Haaren gefressen!“ Da nahm der Vater den Besen und jagte das böse Weib aus dem Haus. Seitdem lebte er alleine mit seiner Tochter glücklich und in Wohlstand zusammen, und damit ist das Märchen vorbei.
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